Epochenwechsel an einem Dienstag


Einfahrt ins fünfte Lebensjahrzehnt.

Vierzig.
Klingt schon mächtig nach Erfahrung, Erlebtem und so manch Erlittenem.
Nach großen Dingen, die erstrebt und, je nachdem, errungen oder am Weg liegen gelassen werden mussten.
Nach Erkenntnis über sich selbst und die Welt.
Nach Desillusionierung über sich selbst und die Welt.
Nach erstem Verschleiß und Grenzerfahrungen.
Nach top oder hop.
Oder nach - einfach irgendwie dazwischen.

Ich kann mich nicht erinnern, "mich mit 40" jemals imaginiert zu haben.
Viel Freiheit, weitgehende Selbstbestimmung und Kurzweil aber in jedem Fall als konstante Lebensbegleiter.
Alter spielte nie eine Rolle in meinem Leben.
Und auch meine Partnerwahl hält mehrere Jahrzehnte Abstand zwischen jenen Menschen bereit:
nicht das Alter, sondern der Mensch zählt.

Keine Angst also vor Falten, grauen Haaren und Zipp- und Zapperlein?

Nicht direkt, insbesondere nicht nach meiner Gesundheitsoderauchnichtvita der vergangenen Jahre, aber - die Wechseljahre, die scheinen doch bedrohlich.
Ich habe meine erste und einzige Schwangerschaft schon lange hinter mir - wieviel beschwerdefreie Zeit bleibt da noch? Und überhaupt Familienplanung - irgendwie ärgert es mich gewaltig, dass eine Frau biologisch so eingeschränkt wird, wenn es natürlich auch sinnvoll für die Ermöglichung aktiver Kindererziehung über Jahrzehnte ist.

Vierzig zu sein, finde ich trotzdem gut.
Es klingt nach mehr Ruhe, Sicherheit und Selbstgewissheit.
Nach "inneren Kompass gefunden".

Vierzig sein ist auch so etwas wie ein Etappenziel.
Zeit für Rückschau, fürs Hinschauen und in die Zukunft wünschen.
Que sera? ist da erst einmal relativ:
Mit ihr, wenn sie mich denn liebte.
Ohne sie, wenn nicht.

Meinen dreißigsten Geburtstag feierte ich mit vielen Freunden und Kind in Arnheim.
Relativ schlank und gesund und -
Jugendlich irgendwie, trotz Arbeit und Stress.
Und immer noch abenteuerlustig.

An meinem zwanzigsten Geburtstag saß ich mit noch mehr Freunden an einer Geburtstagstafel in Nowgorod und fühlte mich sehr jung.
Gerade im Entdeckerstadium.
Und im Funmodus.

Letzten Dienstag fuhr ich mit einem Freund auf einem Schiff.
Ganz ohne Tafel und Silber.
Und ganz ruhig.
Kiel unten.