jetzt liege ich hier auf meinem Sofa und gähne und die Augen tränen und so ist es eine gute Gelegenheit mal wieder ein paar Audio Buchstaben zu sprechen. neben mir der Bücherstapel. und was nützt der? der Professor hat alles anders gemacht als besprochen. was weiss er überhaupt noch von dem, was wir besprochen haben? in seinem Zimmer kein Platz zum sitzen und zum Akten ablegen. alles voller Bücher. wie schön. in dem Fall war dieses Bücher Gebirge aber hinderlich. offensichtlich hat er mich nicht wahrgenommen. sein durchrauchtes Gesicht und seine übernächtigten umherwandernden Augen konnte ich kaum fixieren. stattdessen wünschte er sich bei dem Gespräch wohl lieber mit der Nase in die Bücher. er schreibt für große Zeitungen, wirklich große Zeitungen. das ist auch schön. aber manchmal eben auch nicht. zum Beispiel dann, wenn er so etwas langweiliges wie ein Studentenberatungsgespräch führen soll. zur Sicherheit wiederholte ich noch einmal das was wir besprochen hatten. mündlich und schriftlich. es hat nichts genützt. alles wurde falsch angerechnet. die Neue Sachlichkeit neben mir muss also noch warten. dabei habe ich so interessante Bücher bestellt. Egon Erwin Kisch der rasende Reporter in einer Ausgabe von 1930. das Buch sieht noch richtig gut aus. nur der Rücken müsste einmal fixiert werden. sowie der Blick vom Prof. in seinem Arbeitszimmer hängen lauter Lobeshymnen auf ihn selbst. in diesem Fall hat er sich nicht mit Lorbeeren übergossen. aber das stört ihn vermutlich überhaupt nicht. es gibt diese Typen von Professoren und Lehrern. Forschung ja bitte, Lehre und Beratung, nein danke, dabei ist er sogar offizieller Beratungsprofessor. nun heißt es handeln und hoffen. und demnächst selbst ein Beratungsgespräch quittieren lassen.
veicolare am 03. September 13
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Im Wahn homophober Paranoia
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oder: Russland, Dir geht es zu gut!
Als ich noch mit Dir in und vor den Geschäften Schlange stand, 1998 war das und uns einten die Hamsterkäufe, da warst Du froh, dass Du Deine Schränke und Deinen Magen füllen konntest. Oder 1992, weißt Du noch, wie ein humanitärer Hilfstransport nach dem anderen bei Dir eintraf und Kisten voll mit Mehl und Nylonsocken entlud, um Dich vom Gähnen Deiner Schaufensterauslagen abzulenken? Weißt Du noch, wie das war, als Du Deine Wahl zwischen Möhren, Kartoffeln und Rote Beete treffen musstest und dies Deine ganze Auswahl für sechs lange Wintermonate war? Und als Deine Familienväter reihenweise aus den staatlichen Fabriken in die Armut der Freiheit entlassen wurden und nicht wussten, wie sie ihren Kopf noch oben halten sollten - vor Scham und erlittenen Demütigungen. Erinnerst Du Dich noch ihrer Söhne, die Ende der 90er Jahre vor schierer Orientierungs- und Zukunftslosigkeit ihrer Väter reihenweise an die Spritze voll Heroin gerieten und nun Deine Friedhöfe bevölkern? Und ihre Altersgenossen, die schon Jahre zuvor als Täter und Opfer in Deinen mafiösen Strukturen ihr Leben ließen und deren Gedenksteine hundertmeterweise an Moskauer Ausfallstraßen aufgestellt wurden, um an ihren sinnlosen Tod zu erinnern. Ach, und kennst Du noch deren Brüder, die nach Tschetschenien fuhren, um als Notiz an die Mutter und hübsch im Sarg verpackt nach Hause geschickt zu werden? Ach und die Cousins, die durch den gemeinschaftlich-sozialistischen Gebrauch betäubender Spritzen nun als jämmerliche AIDSkranke ihre letzten jungen Tage fristen?
Und nun jagst Du Deinen letzten verbliebenen freien Männer mit schweigender Billigung?
Mit offizieller Stimme sprichst Du sie vogelfrei.
Ach Russland - und Deine Frauen!
Für den frühzeitigen Tod durch Gewehrkolben waren sie Dir lange zu schade.
Du brauchtest sie ja noch zum Gebären Deiner Totgeweihten.
Nun beten sie kopftuchgeschützt um die sexuelle Reinheit ihrer Söhne, auf dass sie ihnen nicht auch noch genommen werden.
Und ich verstehe diese Frauen.
Und ich verabscheue diese Frauen.
Und ich habe Mitleid mit diesen Frauen.
Sie können sich niemals solidarisch zu ihren frauenliebenden Geschlechtsgenossinnen bekennen, ohne vor ungekannte Gewehrläufe zu geraten.
Dir geht es zu gut, Russland und Deine fetten Jahre haben Dich träge gemacht.
Dein Sportprogramm der Saison: Jagd auf Schwule und Lesben. Offen gezeigt in Videos. Du wirst daran zugrunde gehen, wenn Du Dich nicht bald nur auf griechische Disziplinen konzentrierst.
Und noch etwas Persönliches an dieser Stelle.
Ich habe als Gast bei Dir gewohnt.
Du hast mich vieles gelehrt.
Du hast mich genährt.
Ich habe einige Deiner Söhne vor sicherer Qual bewahrt und einen am Grab Deiner verantwortungslosen Freiheit dann doch beweint.
Ich habe Deine Töchter mit Vitamintabletten und Kleidung geschmückt und zu mir zu Tisch gebeten.
Deine Mütter habe ich mit Geschichten unterhalten, aus dem ach so märchenhaften Westen.
Und Deine Väter mit gutem Werkzeug und eigener Arbeit in Haus und Garten überzeugt.
Wir waren quitt, wir beide, Du und ich.
Jetzt nicht mehr.
Pfui, Russland, Deine Straßen stinken vom Angstschweiß Deiner Regenbogenmenschen.
Deine Plätze ergrauen von Deinen homophoben Betonköpfen und schwärzen das Blut Deines Volkes durch den Bomberjacken-Mob.
Und färben den Platz vor Deinem Kreml mit frischem Blut.
Deinen Roter Platz.
Kennst Du eigentlich die Wortbedeutung von Rot im Russischen?
Rot bedeutet schön.
Russland, bist Du in zwanzig Jahren Unabhängigkeit so hässlich geworden, dass Du das Blut Unschuldiger brauchst, um wieder strahlend und schön zu sein?
Russland, wach auf bevor Du untergehst.
Denn ob Dir ein Regenbogen als Zeichen des Friedens angeboten wird, ist jetzt mehr als fraglich.
veicolare am 13. August 13
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zitiert meine afrikanische Nachbarin gerne einen älteren Herrn.
veicolare am 28. Juli 13
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Heute wäre ich eigentlich an der Uni gewesen.
Ein Referat haltend über eine Flaneurin und ihre Eindrücke von Paris.
Eine schöntraurige Kurzgeschichte über eine verpatztverpasste Liebe.
Alles war vorbereitet, die Tasche stand schon abfahrbereit.
Wenn ich nicht um 3.30 aufgewacht wäre.
Schmerzen. Solche Schmerzen.
Diese Lipome. Gutartig aber bösartig schmerzend, wenn sie Nerven bedrängen.
Es werden immer mehr und nichts hält sie auf.
Nach den Schmerzen fehlte der Schlaf.
Traumloses Wortaneinanderreihen in Gedanken.
Erst recht kein Schlaf.
Plötzlich wieder einmal das Herz.
Neuerdings tut es das.
Wie Stillstand und danach ein neuer Schlag.
Die Schulter klinkt sich ein, ihr Knochen zieht.
Elende Nacht.
Morgenröte auf den Fenstern.
Neuer Schlaf - schnell noch vor der Fahrt.
Nein! Wie ein Schuss ein Stich in den Rücken.
Schmerztheater komplett.
Jetzt wird mir auch noch übel.
Ich denke mich auf grüne Auen.
Und denke an Herrn Pascal, den Denker, der nachts dachte, um seiner Schmerzen Herr zu werden.
8.00 aufstehen.
Der Kreislauf bleibt liegen.
Ich lege mich dazu.
Keine Uni.
Keine Frau, deren Rendezvous auf dem Boulevard Saint-Germain erträumt die Wirklichkeit übertrifft.
Kein Pascal.
kein Ibsen.
Mein Frust.
Andere gingen vielleicht gerne nicht.
Ich weine, wenn nicht.
Selber schuld.
Mein Leben ist Gift für mich.
Langes Sitzen für die Uni.
Langes Sitzen für den eigenen Job.
Langes Sitzen für das Netz.
Stress im Muttersein.
Stress im Zuweniggeld.
Stress im Alltagskleid.
Grüne Auen zweimal in der Woche.
Urlaub zerrinnt in kleine Scheibchen.
Ferienzeit ist arbeitsfreie Zeit.
Diesmal nicht.
Sabbatical?
AUSSTEIGEN! ALLE AUSSTEIGEN!
Bevor ich aussteige, muss ich noch etwas erledigen.
Die Liebe sehen.
Sie ist immer noch schön.
Tot.
Endlich.
Vielleicht kann sie nun vergehen.
Man wird sehen.
Frau gesucht.
Herzlich Willkommen!
veicolare am 17. Juli 13
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