Montag, 29. Juli 2013
Tür auf!


Die Tagesschauseite zitiert heute den Papst mit den Worten "Die Tür ist zu."
Frauen dürfen also weiterhin nicht Priester werden.
Im 21. Jahrhundert nach Christus ist das also immer noch nicht möglich.
Austreten oder kämpfen?

Ich denke - konvertieren.
Was macht die Katholische Kirche, wenn plötzlich alle katholischen Frauen in die Evangelische Kirche wechseln?
Vielleicht sollte man das als FlashMob einmal visualisieren.
Ich sage mal, die KK ist dann ganz arm dran.
Aber so richtig arm dran.

Ob sich die EK über all die Konvertitinnen freuen würde, sei an dieser Stelle einmal vorausgesetzt....

Aufgehts, katholische Mitschwestern.
http://www.ekd.de/einsteiger/evangelisch_werden.html

Auch deswegen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Segnung_gleichgeschlechtlicher_Paare
Trauungen gibt es bisher nur in wenigen religiösen Gemeinschaften.



Samstag, 27. Juli 2013
Stammtisch frauenliebender Mütter


So ein Wortgebilde.
In seiner Sperrigkeit erinnert es an sozialistische Losungen.
Und es klingt fast wie eine Therapierunde.

Und das ist es wohl auch.
Es gibt das ein oder andere glücklich vereinte Pärchen.
Eines davon von gerade neulich.
Ansonsten:
Dramen, Tränen und Liebesschmerz.
Und fast aussschließlich Frauen, die in ihrem Leben wohl an so manches dachten, aber nicht, dass sie sich einmal in eine Frau verlieben würden.

Gestern war es wieder soweit.
Ein Dutzend Frauen von hier bis OWL.
Wenn so eine Entfernung kein Hindernis ist, sind Wünsche groß.

Zum ersten Mal zusammen am Tisch: das heimliche Pärchen.
Bisher war immer nur die eine Hälfte anwesend.
Die, die sich was traut.
Aus ihrer Ehe unterwegs.
Die Jüngere.
Gestern hatte sie ihre Partnerin dabei.
Deutlich älter und irgendwo in ihren 50ern.
Und nicht bereit für ein Outing in Wohn- und ehelichem Lebensumfeld.
Auch nicht ihrer Partnerin zuliebe.
Aber sie ist erstmals dabei!
Ein erster Schritt?

Heiße Diskussion an Tischlängen über das Für und Wider eines Outings.

Ich kriege irgendwann nichts mehr mit.
Bin ganz vertieft in ein Gespräch.
Mit einer Frau in meinem Alter.
Aus einer Bekanntschaft wurde eine Amour fou.
Seit drei Jahren.
Ein Jahr länger als ich leiden, denke ich mir.

Die Andere sei verrückt und rücksichtslos und vereinnahmend und verantwortungslos.
Und trotzdem!
Anziehung, diese Anziehung!
Trennung bringe nur Sehnsucht.
Aber keine Ruhe.
Beide in Verschiedenheit streitend um unverhandelbare Anziehungskraft.
Ich weiß genau, was sie meint.

Und sie kennt meine gesundheitlichen Probleme aus eigener Erfahrung.
Stammtischeinigkeit über Lebensdramen.
Lustig ist das alles nicht.
Auch nicht unbedingt tröstlich.
Aber es ist schön, dass es zumindest Menschengeschichte ist.

Sie begleitet mich zum Auto.
Ich gebe ihr und einer anderen artig die Hand.
Bis zum nächsten Mal.
Wenn es in vier Wochen wieder heißt:

Stammtisch frauenliebender Mütter.

Für Interessierte: www.ilesgo.com



Freitag, 26. Juli 2013
Meeresstille Wimpern


Die Sitzgruppe neben mir.
Man spricht.
Nicht.
Gestikuliert.
Ganz still.

Eine Frau mit Kind, die mit ihrer Gesprächspartnerin spricht.
Sie ist so expressiv.
Ihre Lippen formen stumme Wörter.
Ihre Finger geben Zeichen.
Lachen aus handgeführten Andeutungen.
Und ihre meeresblauen Augen
leuchten beim Sprechen.

Ihr Kind deutet auf ihren Mund.
Und die schöne junge Frau spricht.
In Lauten.
In Tönen.
In ihrer Sprache.
Wie fremd und ihr ganz eigen.

Der Zug fährt lange und ich schaue zu ihr
immer wieder
und
aus dem Augenwinkel
auf sie und ihr Kind
mit den Meeresblauaugen
wie Mama.

So schöne Sprachlosigkeit.



Donnerstag, 25. Juli 2013
Stammtischspaziergang


Kurz bei meinen Eltern.
Der letzte Seminarblock beendet und damit die Fahrten zu Studienort und Elternhaus.
Und irgendwie kommt das Gespräch von Muttersein auf Frauenbild und -rolle.
Plötzlich ergibt sich die Möglichkeit, ein mir wichtiges Lebensthema vorzustellen.

Also dann!
Fast nebenbei erwähne ich "den" Stammtisch, den ich besuche und die Thematik, die ihn zusammenführt: meine vergangene Transsexualität als Beweggrund, dorthin zu gehen.

Ich werde nicht unterbrochen und ich kann zu Ende sprechen.
Das festigt.
Die Blicke der Eltern ruhig und aufmerksam.
Sie hören mir zu.
Eine Erfahrung, die ich nicht mit meinen Eltern assoziiere.
Vielleicht spreche ich deshalb oft so schnell.
Schnell immer die Essenz hineinwerfen.
Schöne Gespräche gehen anders.

Wie auch immer - diesmal ist es ruhig.
Jetzt bin ich aber gespannt.
Meine Mutter ergreift zuerst das Wort:
"Wozu muss man denn zu so etwas hingehen?"
Diese Frage finde ich zwar merkwürdig, aber das zählt nicht:
"Muss man gar nicht, mir gefällt der Austausch mit anderen, die eine ähnliche Geschichte oder Empfindungen haben."
Mein Vater wirft ein: "Früher gab es doch so etwas auch nicht."

Umso besser, dass es das heute gibt, denke ich mir und überlege, wann die Zeit für die Erzählung vom Stammtisch "Frauenliebender Mütter" reif ist.



aus meiner Zeichenkiste




Sommerideen 2012.



Dienstag, 23. Juli 2013
Stirb Dich neu!


An einem Samstagnachmittag im April sah ich sie versteinerteingegraut vor mir.
Ich verspürte sofort den dringenden Impuls, eine Blume zu erwerben.
Eine vor Blüten überbordende Blumenampel nahm ich ohne Zögern mit zu mir.
Sie zog auf den Badewannenfensterfliesen ein.
Doch das bunte Glück hielt nicht lange.
Läuse bezogen Stengel für Stengel.
Ich wollte die Blume retten. Unbedingt.
So zog die Adelia bipunktata bei mir ein.
Aus der Versandtasche.
Und ein paar nahm ich noch, schon frühlingsfit, von einem Acker mit.
Ich leerte eine Traubenzuckerschachtel und tat sie hinein.
Unterwegs schaute ich nach ihrem Befinden.
Zwei schaukelten aufeinander traubenzuckerbestäubt und liebestrunken.
Kaum auf der traumatisierten Blume angekommen, fraß sich die eine voll Läuse, während die beiden anderen im Akt schwingend alle Läuse verträumten.
Eine Woche später legte Frau Bipunktata eine lange, synchron angelegte Eierreihe.
Ein Wettlauf.
Würden diese Neuen und ihr Nachwuchs und die Larven aus dem Versandhandel es schaffen?
Aus den Eiern schlüpften zeitgleich winzige spinnenartige Wesen.
Die Läuse zeigten sich nicht sonderlich beeindruckt.
Die Larven wuchsen und fraßen.
Adelia bipunktata tat ihr Möglichstes - und.

Vergebens.
Vergebens sah ich die Spinnchen wachsen und gedeihen.
Die Larven in ihrem spröden Charme erstarren und mutieren.
Der erste tot mit ausgestreckten Flügelchen und noch ganz durchsichtigem Rot.
Die anderen ohne Chance gegen Massen von Blattläusen.

Verloren.
Ich gab die Käfer frei.
Sie hatten getan, was sie konnten.
Und ich verlor die zweite Blume, die ich aus einem plötzlichen Impuls einer Seelenbewegung in mein Haus geholt hatte.

Erkenntnisgewinn.
Keine Blumen gegen Steine.

Eine neue Pflanzung an der frischen Luft.
Läuse kamen.
Und die Adelia aus freien Stücken.
Läuse gingen.

Das liegt an den Pflanzen.
Die schaffen das.
Duftsignale.

Let it all be!